Tag1: Mittwoch

Die erste Kontakt-Aufnahme des Festivals mit seinen Besucher*innen ist die freundliche Begrüßungs-Mail am Morgen, die nochmal den genauen Tagesplan enthält, sowie der unruhRige Podcast von Josefine Rose Habermehl. Dort sind heute Sarah Wessels, die Archivarin des UnruhR-Festivals zu Gast sowie das UnruhRgebiet und die Gruppe mashup X vom Theater Oberhausen. Die Clubs erzählen von ihren Arbeitsprozessen und den Herausforderungen, die sie dabei meistern mussten.

Reges Treiben herrscht dann nachmittags im Innenhof des Theaters Oberhausen: Nach und nach (manche mit zug-bedingter Verspätung) trudeln alle Jugendclubs ein. Und es gibt auch sofort einiges zu tun! Gleich links kann man sich ein T-Shirt per Siebdruck dekorieren lassen, damit das große UnruhR-R unübersehbar darauf prangt. Mit den Textilstiften aus den Festivalbeuteln kann man dann außerdem die Unterschriften der anderen Teilnehmer*innen sammeln oder das Shirt nach Herzenslust bemalen. Die Button-Maschine wird auch gut genutzt: Nun sind alle mit Namensschildern ausgestattet. Neben den eigenen Smartphone-Kameras liegt auch eine Polaroid-Kamera bereit mit der einige Selfies und Gruppenfotos gemacht werden. Von den ECOisten aus Dortmund (die am Donnerstag auftreten werden) liegt auch das „Gästebuch der Erde“ aus, in dem man sich verewigen kann.

Anschließend geht es dann zum etwas offizielleren Teil über: Was wäre eine Festival-Eröffnung ohne Reden? Anke Weingarten moderiert das Ganze und die erste Rede kommt vom Intendanten des Theaters Oberhausen, Florian Fiedler. Er hält ein Plädoyer für „Darstellendes Spiel“ als verpflichtendes Schulfach und freut sich umso mehr, dass so viele Jugendliche von sich aus Theater spielen wollen. Per Videobotschaft ist dann die Festival-Gründerin Martina Droste dabei, für die das Festival ein Ort ist, um Grenzen einzureißen, damit viele verschiedene Menschen einen gemeinsamen Raum finden können. Bernhard Deutsch, ein weiterer Festival-Gründer, erzählt dann von den Hürden, die das Festival nehmen musste, um weiter bestehen zu können und lobt die Weiterentwicklung, die UnruhR gerade in den letzten zwei Jahren durchlebt hat. Mit der Festivalleitung Josephine Raschke wurde zum Schluss dann noch ausgiebig der Festival-Schlachtruf geübt!

Und schon wird das erste Stück gezeigt: Das UnruhRgebiet präsentiert „Alle meine sieben Sachen“. Zunächst sagen die drei Spielerinnen nichts: Für sie sprechen Audio-Aufnahmen, die von Verlusten und Erinnerungen erzählen – trotzdem geht es auch wild zu: Die zahllosen Koffer auf der Bühne sollen versteigert werden! Dabei gehört doch einer davon einer Spielerin! Warum der Koffer so wichtig ist, erfahren wir später: Durch einen Szenerie-Wechsel sind wir plötzlich bei der Aufnahme eines Podcast dabei: Eine FSJlerin erzählt von ihrer Arbeit mit Demenz-Kranken. So verstehen wir im Nachhinein, dass wir zu Beginn des Stücks bei den Erinnerungen zweier an Demenz erkrankter Menschen dabei waren.

Aus dem Hof duftet uns danach schon das Abendessen entgegen: Penne mit vegetarischer Bolognese und Gemüse. Gestärkt geht es dann wieder zurück in den Saal: Mashup X zeigt einen Zwischenstand ihres Stücks „Ungewohnt/Gewohnt“, das am 9.6.2022 auf der Probebühne 2 des Theater Oberhausen Premiere feiern wird. Vier Figuren wohnen zusammen – obwohl sie sich alle nicht ganz grün sind: Da sind die zurückgezogene Philosophie-Studentin, die Polizei-Anwärterin mit Aggressions-Problemen, die alkoholkranke Weinliebhaberin und die geschiedene Frau mit Putzfimmel. Ständig wird gemeckert und gezankt – bis der erzwungene Auszug vor der Tür steht. Sie raufen sich zusammen – ob sie aber weiter zusammen wohnen werden oder getrennte Wege gehen erfahren wir wohl erst bei der Premiere. Alles Gute und viel Erfolg dafür!

Zum Nachgespräch bleibt das Publikum zwar weiter im Saal, bewegt sich aber durch den Raum: Es werden einige Ja-Nein-Fragen gestellt und je nachdem, ob man bejahen oder verneinen will, stellt man sich auf die eine oder andere Seite des Raumes. Manche Fragen werden fast einstimmig beantwortet, während andere das Publikum eher spalten. Die Fragen und Antworten können als gute Anregung für die Gespräche in den kommenden Tagen dienen! Nach und nach verlassen die Teilnehmer*innen dann das Theater, um sich per Zug auf den Heimweg zu machen.

Von zuhause aus gibt es dann noch die Möglichkeit im digitalen Festivalzentrum herumzustöbern: In Sarahs Stücke Ecke auf Discord wurde zum entspannten Ausklang des ersten Festivaltages Sergej Gößners „Der fabelhafte Die“ gelesen.