Die Doku ist da!
Und wieder können wir in Erinnerungen an das vergangene Festival schwelgen. Werft euch rein in detaillierte Tagesberichte, kleinen Momentaufnahmen, Inszenierungsdetails und fotografische Erinnerungen an unser UnruhR-Festival 2024.
Und wieder können wir in Erinnerungen an das vergangene Festival schwelgen. Werft euch rein in detaillierte Tagesberichte, kleinen Momentaufnahmen, Inszenierungsdetails und fotografische Erinnerungen an unser UnruhR-Festival 2024.
Der Samstag beginnt im sonnigen Innenhof des Theater Oberhausen. Wir warten darauf, dass die Stadtbühne 2 mit den Vorbereitungen für ihre Werkschau von „Und wenn sie nicht gestorben ist, dann feiert sie noch heute“ fertig ist. Und auf der Bühne beginnt dann die WG-Party, in der alle Klassiker von Partys passieren: Flirts, mal mehr, mal weniger deepe Gespräche, Trinkspiele, Beziehungskonflikte aller Art. Einige Szenen müssen noch gesprungen werden, doch es ist schon sehr viel spannendes und lustiges da. Bis zur Premiere haben die Spieler*innen noch ein bisschen Zeit — am 18. und 19. Juni um 19.30 sind dann ihre Vorstellungen. Im Nachgespräch werden wir immer wieder dahin eingeladen — wie sollen wir denn sonst herausfinden, wie die Party zu Ende gehen wird?
Anschließend geht es entspannt zu den Probebühnen des Theater an der Ruhr: Dort gibt es Mittagessen und gleich danach eine weitere Werkschau: Das Labor I spielt „Süßes statt Saures“ und es wird erstmal richtig gruselig. Geister, Vampire, seltsame Zwillinge und mörderische Witwen freuen sich auf Halloween. Und v.a. darauf mal wieder Leute zu erschrecken – das erste Opfer ist das UnruhR-Publikum, das vor Schreck kreischt, aber auch kichert. Aber wollen denn wirklich alle gruselig sein? Oder ist eine herzliche Umarmung nicht manchmal die bessere Wahl? Die Antwort darauf gibt es dann erst bei der Premiere im November 2024.
Dann wird fix umgebaut: Der zweite Teil des UnruhRgebiets zeigt „Auf dem Weg in dein Herz“. Mithilfe von Schattenspiel und klassischem Schauspiel wird eine rührende Geschichte erzählt, die das Publikum sehr mitnimmt. Man hofft so sehr darauf, dass das süße Paar nach gemeinsamen Busfahrten und ausgestandenen Problemen zueinander findet — sagen wir so: Es war ein sehr tränenreiches Ende, wofür im Nachgespräch lange die richtigen Worte gesucht werden.
Im Hof der Probebühnen des Theater an der Ruhr bildet sich dann eine lange Schlange für das Abendessen. Gut gesättigt geht es dann nochmal auf die Bühne: Die Gewinnerin des Quiz wird mit einer letzten Schätz-Frage ermittelt und mit einem Rätselraum-Spiel beschenkt. Dann bedanken sich die Theaterpädagog*innen nochmal bei der Produktionsleitung Tamó Gvenetadze für ihre fantastische Arbeit! DJ Klitkat legt auf, um die Tanzfläche zu eröffnen. Dort wird dann noch lange getanzt und gelacht – bis wieder alle nach hause finden und das UnruhR Festival 2024 endgültig vorbei ist! Vielen Dank an alle, die dabei waren und an alle, die dieses schöne Festival ermöglicht haben!
Der Freitag beginnt später als geplant: Der Vortrag „Über Bühnen- und Tellerrand hinaus – Positioniertheit, (Selbst)Reflexion und politische Prozesse des Theatermachens“ muss krankheitsbedingt leider entfallen. Daher beginnen wir später am Tag (und dafür sehr ausgeschlafen) im Innenhof des Theater Duisburg mit dem Mittagessen. Gut gestärkt geht es dann in den Zuschauerraum.
Der Spieltrieb Duisburg hat die Performance „WURZELN“ entwickelt. In ihrer Stückentwicklung haben sich die Spielerinnen mit den unterschiedlichsten Formen des Wurzeln habens und Wurzelns ziehens beschäftigt: Wie geht es eigentlich dem Moos damit, wie es wächst? Es wird musikalisch, verspielt, wild und wunderschön. Während uns Wurzeln einerseits an so mancher Stelle festhalten, von der wir loskommen wollen, geben sie uns andererseits auch Stabilität und Halt. Wir brauchen sie, um zu wachsen, wachsen, wachsen – wie uns auch der Spieltrieb als Chor zum Schluss nochmal erinnert. Im Nachgespräch erfahren wir, wie lange die Spielerinnen an den Texten und Musiken herumgewerkelt haben.
Erneut geht es dann in die geheime Außenspielstätte des UnruhR Festivals: Die deutsche Bahn. Mit unterschiedlichen Mengen an Verspätungen kommen wir in Essen an, wo wir in der Kantine mit dem Abendessen in Empfang genommen werden.
Die Positronen zeigen uns ihre Performance „Outsanity“. Bei den vielen, vielen Spieler*innen der Positronen hat eine künstliche Intelligenz die Steuerung übernommen und erstellt virtuell alles, was für ein Theatercamp vonnöten ist. Dadurch kriegen wir in einer Performance gleich mehrere Theaterklassiker erzählt: Woyzeck, Faust, die Bremer Stadtmusikanten und Romeo und Julia wird von den Positronen modern und abwechslungsreich erzählt: Obwohl es zunächst chaotisch wirkt, erkennt man nach und nach eine Ordnung und eigene Ästhetik.
Das Nachgespräch ist erneut von vielerlei Interessen und neugierigen Fragen geprägt. Wer dann noch will, kann wieder in die Kantine des Schauspiel Essen zurückkehren — alle anderen machen sich auf den Heimweg.
Der Donnerstag beginnt im KJT Dortmund mit den Workshops. Die kleinen und größeren Gruppen verteilen sich in den Räumen und auf dem Innenhof des Theaters: Die Tische und Materialien liegen schon bereit!
Bei Rika Sakalak im Dramaturgie-Workshop „How to not just stay calm“ geht es um Widerstand. Was versteht man darunter überhaupt und was hat das mit Theater zu tun? Wie kann Widerstand gegen Regieanweisungen ausgedrückt werden? Gibt es widerständige Texte? Und Widerstand gegen die Hierarchien im Theater sei natürlich auch nicht vergessen. Beim „Raumwerkstatt“-Workshop mit Anna Wörl geht es um Bühnenbilder und die Gruppe baut ein Über-Bühnenbildmodell. Was muss da sein, damit alle UnruhR-Stücke darauf gezeigt werden könnten? Und Glitzer darf dabei auf gar keinen Fall fehlen! Beim Streetdance-Workshop mit Dana Zaidan wird die klassische Bühnensituation aufgebrochen und alle Tänzerinnen stehen im Quadrat: In der Mitte wird dann geflattert wie ein Schmetterling oder man klebt plötzlich am Boden fest. Hendrik Michalski hat beim „Modern Akrobatik Fusion“ eine schweißtreibende Choreographie mitgebracht, die die Teilnehmenden innerhalb kurzer Zeit lernen. Im Workshop „Regie – die Kunst der Kommunikation“ mit Damira Schumacher spielen die Teilnehmerinnen sich gegenseitig Emotionen und kurze Szenen vor, um dann zu üben, wie man jemand anderen vermittelt, wie etwas gespielt werden soll. Im Keller des KJT wird dann aufgelegt. Dana, alias Klitkat, lässt die Teilnehmerinnen erstmal Songs raussuchen, die ihnen gefallen: Und von neuer deutscher Welle bis Metal ist alles dabei! Am Pult wird dann aufgelegt und gemixt. Die Schauspielerin Johanna Wieking schickt die Teilnehmerinnen zunächst in die Einzelarbeit: Sie entwickeln mit kurzen Notizen die Hintergründe und Eigenschaften ihrer Figuren, die sie sich in Soli vorspielen und Feedback geben.
Dann wandern wird für das Showing von Raum zu Raum: Zum Mix des DJ-Workshops wird getanzt, die Choreographien der Akrobatik und der Streetdance-Gruppen werden begeistert beklatscht. Auch aus den anderen Workshops wird berichtet und alle neugierigen Fragen werden beantwortet.
In der „Ausbreitungszone“ des Jugendclubs vom KJT Dortmund begeben wir uns in die Natur und in mögliche Zukunftsperspektiven: Was wäre, wenn wir der städtischen, digitalen, alltäglichen Welt den Rücken kehren? Ist unsere Zukunft im Wald sicherer? Sinnvoller? In poetischen Texten, Choreographien und Szenen nehmen uns die Spielerinnen mit in eine andere und doch ganz diesseitige Welt. Im Nachgespräch erzählen uns die Spielerinnen von ihrem Weg hin zur Performance.
Dann ziehen wir um ins Schauspiel Dortmund: Dort erwartet uns schon die Wohnküche mit unserem Abendessen. Die Spielerinnen des Jugendclub 16plus legen sich dort schon mal für ein Nickerchen hin, um das Publikum dann mit ins Theater zu nehmen. Ihr Stück „INSOMNIA – Wenn meine Gedanken Pyjamaparty machen“ beruhigt uns dann, damit wir danach entspannt schlafen gehen können. Ein Gesangsduett wird sogar mit Szenenapplaus bedacht. Die Spielerinnen haben sich mit den Sachen beschäftigt, die uns vom Schlaf abhalten, uns dabei helfen sollen und was passiert, wenn wir es dann endlich geschafft haben einzuschlafen: Geht vielleicht der Streit mit der Schwester im Traum einfach noch dramatischer weiter?
Zum Nachgespräch geht es in den Theaterkeller, in dem der Jugendclub nach seiner Arbeitsweise befragt wird und danach, wie welche der Texte entstanden sind. Und so geht Tag 2 zu Ende — Halbzeit!
Hurra! UnruhR 2024 beginnt mit einem ganz entspannten WalkIn. Dabei können die Teilnehmer*innen sich Namensbuttons herstellen lassen und stehen eine Weile in der Schlange, um sich ihre UnruhR-Hoodies abzuholen. Die kuscheligen Hoodies werden direkt angezogen oder um die Hüften geknotet.
Auf der Bühne werden dann kurz-knackige Eröffnungsreden gehalten. Sabrina Klose, eine Dramaturgin des Westfälischen Landestheaters freut sich, dass ihr Theater in diesem Gastgeber ist und dass so viele theaterbegeisterte junge Menschen in Castrop-Rauxel zu Besuch sind.
Die Produktionsleitung Tamó Gvenetadze lässt das Publikum aufjubeln: Wo sind die Positronen? – Woohooo! Wo sind die Dortmunder*innen? – Woohoo! Wo sind die Mülheimer*innen? Woohoo! Am wichtigsten ist es der Produktionsleitung zu sagen, dass wir alle in den kommenden Tagen einen achtsamen und wertschätzenden Umgang miteinander pflegen: Es ist mutig sich mit seiner künstlerischen Arbeit auf der Bühne zu zeigen und daher ist es umso wichtiger diesen Mut anzuerkennen. Die Theaterpädagogin Katharina Böhrke erklärt dann das diesjährige Awareness-Konzept und stellt das heutige A(wareness)-Team vor: Sarah Jasinszczak und Franz Hoffmann, beide sind Theaterpädagoginnen aus Dortmund.
Und dann geht endlich das erste Stück los: Das UnruhRgebiet zeigt „Wie ist: Abhängigkeit?“ Und dabei ist alles selbstgemacht – außer die Möbel. Selbstgeschriebene, teils autobiographische Texte werden aus den unterschiedlichsten Notizbüchern rezitiert. Vor allem für Abhängigkeitsverhältnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen haben sich die UnruhRgebietler*innen interessiert. Warum schwanken Whatsappnachrichten so schnell zwischen toxisch und maßlos liebevoll hin und her? Wie sehr macht man sich von der Liebe (und seien es auch nur 4mg!) abhängig? Aber auch lustig geht es auf der Bühne zu: Bei einer Versteigerung kann das Publikum eine neue Sucht erwerben – aber nur im Austausch gegen den Entzug eines geliebten Suchtmittels: Wer ist bereit die Zigaretten aufzugeben, um Schokolade genießen zu dürfen?
Beim Nachgespräch wird das Kunstkollektiv dann befragt und darf vom Werdegang der szenischen Lesung erzählen: Es war ja eigentlich etwas anderes geplant, aber vor gerade einmal vier Wochen wurde sich dann für eine szenische Lesung zum Thema Abhängigkeit entschieden.
Anschließend geht es kurz an die frische Luft: Die Wohnküche erwartet das Festivalpublikum mit einem köstlichen Chili sin carne.
Zurück im Theater zeigt der Jugendclub des Westfälischen Landestheaters die Werkschau ihres Stücks „Styx“. Inspiriert vom Stück „Tybalt“ haben die Spieler*innen ihre Figuren an den mythischen Fluss Styx geschickt, um von ihrem Leben Abschied zu nehmen. Allesamt sind die eine Hälfte berühmter Paare: Romeo, Medea, Dornröschen, Marie und viele weitere beschäftigen sich mit ihrem Ableben. Was bereuen sie an ihren Leben? Kann man aus Liebe töten? Kann man Männer überhaupt vermissen? Erst am 21. Juni feiert der Jugendclub mit diesem Stück Premiere und kann schon jetzt einen kompletten Durchlauf spielen. Wir wünschen Ihnen alles Gute für ihre Premiere!
In Kleingruppen wird dann wieder über das Stück gesprochen: Wurden alle Figuren wiedererkannt? Was hatte es mit der Abschlussszene auf sich? In Plenum wird das dann geklärt – und auch, welche andere Rolle aus dem Stück die Spieler*innen gerne mal ausprobieren würden.
Und so ist der erste Festivaltag auch schon vorbei und alle machen sich auf den Heimweg.
Frisch zum Beginn des neuen Festivals könnt ihr nochmal in alten Erinnerungen schwelgen und euch die Doku des letztem Jahres nun auch online ansehen!
Mit leichter Verspätung starten wir in den Samstag: Der Jugendclub des WLT Castrop-Rauxel zeigt sich flexibel und wartet auf die Ankunft aller Zuschauer*innen. Bei “Lügen und Verweigerungen” wird sich vielfältig mit dem Thema Wahrheit oder Pflicht auseinandergesetzt. Auch das Publikum ist gefragt: Wie schätzen wir die Spieler*innen ein? Ist die Geschichte von der zerrissenen Sporthose wohl wahr oder gelogen? Und bei der Suche nach Zuschauer*innen, die bereit sind bei “Pflicht” teilzunehmen, ist es beim UnruhR-Publikum natürlich nicht besonders schwer.
Die Reise von Castrop-Rauxel zur Probebühne des Theater an der Ruhr in Mülheim ist dann noch länger als geplant. Mit leichter Verspätung starten wir in die Workshops, in die der Mittagssnack mitgenommen wird.
Sieben verschiedene Workshops stehen den Teilnehmer*innen zur Auswahl. Bei Felix Breuel wird schauspielerisch improvisiert, wobei es v.a. um Bewegung geht. Verschiedene Ebenen, Geschwindigkeiten, Fortbewegungsmöglichkeiten und Positionen im Raum werden ausprobiert – und das ganz ungewohnt ohne zu sprechen. Und trotzdem entstehen in den Bewegungen der Teilnehmer*innen kleine Narrative, wie z.B. eine Liebesgeschichten.
Bei Josefine Rose Habermehl wird über die 17 Ziele der Nachhaltigkeit der UN diskutiert: Welche Ziele wollen die Teilnehmer*innen hinzufügen?
Der Clown-Workshop findet wegen eines krankheitsbedingten Ausfalls bei einem Schauspieler des Theater an der Ruhr statt. Joshua Zilinske gibt den Teilnehmer*innen erste Anregungen um ihre eigene Clownsfigur zu finden. Lässt mein Clown vielleicht ständig die Schultern hängen? Und was macht das mit der Stimmung?
Bei Kathlina Reinhardt lasen die Teilnehmer*innen zunächst Auszüge aus dem Theaterstück “Dream on”, um dann Kostüme für die Charaktere zu entwerfen. Anders als man vielleicht denkt, ist es dabei nicht wichtig, ‘gut’ oder anatomisch korrekt zeichnen zu können: Der Entwurf sollte den Vibe, die Ausstrahlung der Figur vermitteln. Und schon wird drauf los entworfen!
Judith Grytzka lässt die Teilnehmer*innen schreiben: Kurze Texte in der Gruppe und dann längere für sich selbst. Und diese werden dann nochmal umgeschrieben: Was wäre, wenn die Geschichte aus der Perspektive des Toasters passiert?
Bei Johanna Wildhagen wird aufgelegt. Die Teilnehmer*innen erfahren viel über die Technik eines DJ-Pults und legen eigene Playlists an – eine perfekte Vorbereitung für die Abschlussparty.
Und auch das UnruhRgebiet bietet einen eigenen Workshop an: Kollektiv wird hier an szenischen Entwürfen gearbeitet und wild drauf los improvisiert. Bestimmt lassen sich so neue Mitglieder für die Gruppe begeistern!
Auch die Leiter*innen der teilnehmenden Jugendclubs lassen den Nachmittag nicht ungenutzt verstreichen: Sie sprechen zunächst darüber, was ihnen in der theaterpädagogischen Arbeit wichtig ist und wer sie als Theaterpädagog*in sind. Anschließend wird auch über die Zukunft des UnruhR Festivals gesprochen: Was nehmen wir aus den letzten Jahren mit? Was soll sich ändern, was kann so bleiben?
Auf der kleinen Probebühne startet dann die Präsentation: Produktionsleitung Josephine Raschke moderiert die Abschlussshow. Aus dem Schreibworkshop werden drei Texte vorgelesen, wobei es z.B. darum geht, wie dankbar die Autorin ist, dass ihr Körper sich um Wunden kümmert und sie nach kleinen Unfällen immer wieder zuverlässig heilen lässt.
Zwei der Teilnehmer*innen aus dem Kostümbild-Workshop erklären uns ihre Entwürfe, die super unterschiedlich sind und doch für dieselbe Figur gedacht sind. Der Nachhaltigkeits-Workshop betritt dann gemeinsam die Bühne. “Wir haben Ziele” wiederholen sie chorisch, um zwischendurch immer wieder die eigenen Erfahrungen, Ziele und Kritik am Zustand der Welt zu teilen. Anschließend wird nochmal der Raum gewechselt: Der UnruhRgebiet-Workshop zeigt eine Collage an Szenen – mal lustig, mal melancholisch.
Dann geht es raus an die Luft: Mal wieder steht der Essenswagen bereit und wurde bereits sehnlichst erwartet.
Zur Eröffnung der Abschlussparty dürfen nochmal ein paar Teilnehmer*innen auf die Bühne: Gleich sechs Leute haben beim Quiz auf Instagram alle Fragen richtig beantwortet. Durch eine Schätzfrage wird dann die Gewinnerin ermittelt. Wie viele Fotos hat Sarah Pertermann bis zu diesem Moment vom Festival gemacht? Eine Dortmunderin ist am nächsten dran und darf das aufblasbare Schwimm-Lama mit nach Hause nehmen. Herzlichen Glückwunsch! Dann folgt eine lange Abfolge von Applausen: Danke an die Produktionsleitung Josephine Raschke, die das Festival 2023 zum letzten Mal organisiert hat. Danke an die Theaterpädagog*innen! Danke an das UnruhRgebiet! Danke an die Workshop-Leitungen! Danke an die Theaterhäuser! Danke an das Team für die Grafik und Dokumentation! Und last but not least und ganz besonders: Danke an die UnruhR-Teilnehmer*innen, die der Kern dieses Festivals sind und waren. Mit wund geklatschten Händen wird dann die Tanzfläche eröffnet: Der DJ-Workshop legt auf und trifft den genau richtigen Ton. Erst wird wild getanzt, um den Abend dann langsam aber sicher ausklingen zu lassen.
Danke an alle, die dieses wunderbare Festival möglich gemacht haben!
Den Freitag beginnen wir im Theater Oberhausen. Der ansässige Jugendclub lädt uns in ihre Werkschau von “ICH GLAUBE ES REICHT” ein, die in der kommenden Woche Premiere feiern wird. Auf einem feindlichen Planeten sollen drei Gruppen von Auserwählten den jahrhundertelangen Krieg nun endlich lösen: Die konfliktfreudigen Kämpfer*innen wollen alle als Sieger*innen aus der Schlacht hervorgehen. Und obwohl sie sich mit Schwertern und Zauberkräften gegenseitig töten wollen, scheint “sterben” für manche doch ein Fremdwort zu sein. Lustig und kurzweilig und zum Schluss dann mit einem eindringlichen Aufruf nach Frieden unterhält uns der Jugendclub mit dieser Werkschau: Ein herzliches toi toi toi für die Premiere!
Beim Nachgespräch kommt die Frage auf, wie die Geschichte entstanden ist: Nach der knappen Antwort “Irgendwie” wird es dann doch noch ausführlicher. Das Album Chordata Bytes I von Imogen Heap fungierte als Leitfaden: Zu Songs wurden Geschichten geschrieben und szenische Ideen ausprobiert. Zum Abschluss wird einem der Spieler ein Ständchen gesungen, da er heute Geburtstag hat.
Nun steht uns eine längere Zugfahrt bevor: Von Oberhausen rüber zum KJT in Dortmund. Dort werden wir glücklicherweise wieder vom Mittagssnack begrüßt: Es gibt Nudelsalat!
Der Jugendclub des KJT spielt anschließend “bodybild [and now i’m gonna roll myself in glitter and roll down that hill wie eine nuss im herbst]”. Die Spieler*innen beschäftigen sich mit den vielen Urteilen, Vorschriften und Idealen, die auf Körper angewendet werden: Sei schön, sei aber nicht eitel, sei groß, aber nicht zu groß, sei schlank, aber nicht dürr. Die Spieler*innen tanzen und reden sich durch diese Konflikte hindurch. Nach anfänglich viel Humor in Bezug auf absurde Körpervorstellungen wird es nach und nach immer verletzlicher und komplexer: Unendlich viele Vorstellungen prasseln von außen auf uns ein und werden irgendwann zu unseren eigenen Gedanken. Kann ich mich davon befreien und wenn ja, wie? Gelassen werden dabei Waffeln gebacken und gegessen.
Beim Nachgespräch herrscht eine ermutigende Stimmung: Die eigenen Erlebnisse werden ausgetauscht und die Spieler*innen erzählen, dass ihr Blick auf ihre eigenen Körper im Laufe der Probenzeit entspannter geworden ist: Der Bauch darf so viel Platz einnehmen wie er möchte. Lasst uns alle wohlwollend und freundlich mit unseren Körpern umgehen!
Im kühlen Theatercafé des KJT hat das UnruhRgebiet dann eine Schreibmeditation vorbereitet: Bei ruhiger Musik kann sich jede*r mit der eigenen Identität auseinandersetzen. Welche negativen, aber auch positiven Sachen, erzähle ich mir über mich selbst? Wer möchte, kann seine*ihre Texte auf zwei Bilder schreiben, die bei der Ausstellung am Samstag verwendet werden. Aber auch Zettel für ganz persönliche Notizen liegen bereit. Es kann hilfreich sein, das eigene Selbstbild aufzuschreiben – um es sich entweder bewusst zu machen und bei manchen Dingen auch, um sie loszulassen.
Das letzte Stück des Tages ist “Next Step! From Dystopia to Utopia” vom Jugendclub des Schauspiel Dortmund. Das Stück beginnt mit einer Anklage: Die Schule bringt einem viel bei – nur das Wesentliche scheint aus dem Lehrplan gestrichen: Wie entwickle ich ein gutes Selbstwertgefühl? Wie lerne ich, meinen Körper zu akzeptieren? Wie führe ich ein glückliches Leben? Um sich so ein glückliches Leben besser vorstellen zu können, switchen wir dann in ein Hotel und jede*r kann in eine neue Rolle schlüpfen. Wäre mein Leben als Hotelpage meine Utopie oder Dystopie?
Im Nachgesprächs-Plenum geht es dann um die verschiedenen Vorstellungen von Utopien und Dystopien: Am Meer zu Wohnen ist für Nichtschwimmer*innen wahrscheinlich kein Lebenstraum.
Das Sahnehäubchen auf diesem wunderbaren Tag ist das Abendessen: Gnocchi mit Pilzsauce. Der Hof des KJT lädt dazu ein, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen: Es wird geschnackt und gespielt, bis sich nach und nach alle auf den Heimweg machen.
Tag 2 startet direkt mit Sonnenschein. Im neuen Wartesaal des Herner Bahnhofs warten wir auf die Vorstellung im alten Wartesaal: Die Gruppe pottspiel vom theaterkohlenpott zeigt uns “gekommen, um zu gehen”. Die Performer*innen beginnen mit Kontaktgesuchen: Versteht mich hier jemand? Braucht jemand Hilfe bei Grafik-Design? Die unterschiedlichen und doch ähnlichen Figuren suchen ihren Platz in der Welt. Und so sucht auch das Publikum seinen Platz im Raum. Der ganze Saal ist Bühne und Zuschauerraum zugleich – kaum habe ich meinen Platz gefunden, werde ich mal höflich, mal barsch darum gebeten, mich anders zu positionieren. Der Schwarm der Performer*innen findet sich immer wieder zusammen, um sich dann in kleinen Monologen oder Duetten sehr verletzlich zu zeigen. Die rührenden Momenten werden dann oft durch humorvolles Spiel aufgefangen.
Danach werden die Kleingruppen-Gespräche in der Sonne geführt, um sich zum Talk im Plenum wieder im Wartesaal zu versammeln. Das Publikum beschäftigt die Frage, warum die Performer*innen so krass tanzen können und ob die Texte selbst geschrieben waren (waren sie!)
Dann machen wir uns wieder auf die Reise: Auf nach Essen! Als Mittagssnack bringt uns die Wohnküche belegte Brote und Getränke. Auf dem Hirschlandplatz beim Schauspiel Essen machen wir ein Picknick. Aber nicht nur die UnruhR-Teilnehmer*innen sind hungrig: Unter Todesgefahr werden die Butterbrote erfolgreich gegen hungrige Tauben verteidigt.
Die Positronen bringen dann ihre Performance “Nichts. Oder was noch da ist” auf die Bühne. Mit sage und schreibe 22 Performer*innen begeben wir uns in eine befremdliche Welt: Die Figuren finden sich in einem leeren Raum wieder: Keine Bäume, keine Häuser, kaum bekannte Gesichter. Alle ‘alten’ Menschen sind verschwunden. Die, die noch da sind, befragen sich gegenseitig zur Situation: Was ist passiert? Wer trägt die Schuld? Wie wird es weitergehen? Eine bunte Mischung aus Charakteren bringt das Publikum zum Lachen und Feiern – Mit den richtigen Menschen ist es vielleicht gar nicht so bedrohlich, von Neuem anfangen zu müssen.
Beim Nachgespräch geht es dann erstmal darum, wie man mit so einer riesigen Gruppe überhaupt probieren und spielen kann – zum Schlussapplaus passen die 22 Spieler*innen gerade so nebeneinander auf die Bühne. Auch die Charaktere werden befragt: Beruht die Sache mit dem 21-jährigen Anwalt tatsächlich auf einer wahren Begebenheit?!
Und schon steigen wir in die nächste Bahn: Es geht nach Duisburg!
Der Spieltrieb zeigt uns “Die Tagesschau von vor 18 Jahren” von Simon Paul Schneider. Das Stück wurde zum 18. Geburtstag des Spieltrieb geschrieben und begleitet die Figur Joy und ihre Emotionen von Geburt an: Nebeneinander werden Weltgeschichte und das persönliche Aufwachsen eines Mädchens erzählt. Die Spieler*innen sind alle zugleich Joy: Ihre Angst, ihre Wut, ihre Vernunft, ihre Naturverbundenheit usw. Im Hintergrund agieren immer wieder geheimnisvoll der Tod und eine mysteriöse Figur, die sich als “Sport” vorstellt, aber nicht ganz ehrlich wirkt. Mit großer Spielfreude agieren die Darsteller*innen sehr lebendig und nehmen uns mit auf diese Zeitreise durch Lebens- und Weltgeschichte.
Nach dem Schlussapplaus geht’s dann wieder an die frische Luft: Die Pasta von der Wohnküche wird wieder mal als Picknick im Hof des Theater Duisburg genossen. Im Nachgespräch werden dann einige Fragen geklärt: Was hatte es mit dem “Sport” auf sich? Wie ist das Ende des Stücks zu verstehen?
Nach der letzten Frage endet dann der offizielle Teil des Programms. Den lauen Sommerabend genießen wir dann noch eine Weile in Duisburg, bevor die Züge uns alle nach Hause bringen.
Willkommen, bienvenue, welcome! Das diesjährige Gastgeberhaus Theater an der Ruhr ist gut vorbereitet. Es regnet, aber die Stimmung ist gut: Nach und nach treffen die Jugendclubs ein und der Stationenlauf beginnt. Jeder Club hat eine Aktion vorbereitet, um den Einstieg ins Festival zu versüßen: Wir alle bekommen Buttons mit unserem Namen und ein T-Shirt mit dem UnruhR-R.
An einer Fotostation können die Teilnehmer*innen auch Polaroid-Erinnerungsfotos schießen lassen: Mit einigen glitzernden Hasenohren und aufgeblasenen Hanteln dekoriert, entstehen Bilder von neuen und alten Freund*innen.
Am Tarot-Tisch wird über die nahe und ferne Zukunft geredet, während in der Let’s-Talk-Ecke alternative Namen besprochen werden: Joy, Wilma, Rina? Am nächsten Tisch werden sich die Hände schmutzig gemacht: Mit Blumenerde, Katzenstreu und Blumensamen werden Saatbomben gebaut, die in den kommenden Tagen im Ruhrgebiet verstreut werden können. Draußen geht es darum, was utopisch und was dystopisch ist: Wo positionierst du dich? Und gleich daneben werden neue Warm-Up-Spiele gelernt.
Und schneller als gedacht kommen dann alle im Zuschauerraum zusammen. Was wäre eine Eröffnung ohne Reden? Alex Weinstock, ein Dramaturg vom Theater an der Ruhr, und Jonas Girod, ein Spieler aus dem Labor I, begrüßen uns ganz herzlich. Aus dem letzten Jahr haben sie die Zeitkapsel des UnruhRgebiets mitgebracht, in der die Teilnehmer*innen kleine und große Glücksmomente des Festivals gesammelt haben. Jede*r Redner*in zieht daraus ein Zettelchen und reagiert darauf spontan. Anschließend betritt Sven Schlöttke vom Theater an der Ruhr die Bühne: Er erinnert sich gern an die vergangenen Festivals – auch weil ein guter Teil seiner Kolleg*innen im Haus selbst mal Teil des UnruhR waren. Die Sozial- und Kulturdezernentin Dr. Daniele Growe erklärt dann, was ihren Beruf ausmacht (z.B. das beständige Engagement in der Politik, um Kultur-Orte und Kultur-Schaffende zu erhalten und angemessen zu bezahlen) und wünscht uns ein schönes Festival – Theater, Musik und Kunst sind schließlich unersetzlich. Festivalleitung Josephine Raschke und Theaterpädagogin Sarah Kranenpoot informieren uns weiterhin über den Ablauf des Festivals und geben uns einige andere Infos: In unserem Festivalbeutel war z.B. eine sehr große Sicherheitsnadel, an der wir im Laufe der vier Tage kleine Anhänger sammeln werden. Nach jedem Stück bekommt man für den Besuch einen thematisch passenden Charm. Zum Schluss heizen dann nochmal Merriell Woods, Anouk Heck und Knut Kolckmann vom UnruhRgebiet ein: Mit einer Dezibel-App wird gecheckt, welcher Club sich am lautesten auf das Festival freut. Anschließend verlassen wir nochmal kurz den Saal, um dem Labor II Zeit für die letzten Vorbereitungen zu geben.
“Let them hear chaos” ist eine Performance mit Texten von Kae Tempest. Die Spieler*innen vom Labor II bringen ein chaotisch-hypnotisches Musikvideo auf die Bühne. Die Texte von Kae Tempest werden chorisch gesungen, gequakt, geflüstert und geloopt. Das Publikum surft in den Lyrics, den Sounds und Choreographien mit. Ohne anklagend zu sein, werden die emotionalen Höhen und Tiefen gezeigt, die zu einem Leben mit Klimawandel, Krieg, Internet und Erwachsenwerden dazugehören.
Zum Nachgespräch wurden die Jugendclubs dann durchmischt: In Kleingruppen werden die ersten Eindrücke ausgetauscht und Fragen an die Künstler*innen gesammelt. Auf Zettelchen werden die Highlights gesammelt und den Clubs geschenkt. Im Plenum betritt das Ensemble nochmal die Bühne, um von der Probenarbeit zu berichten und Gedanken mit dem Publikum zu teilen. Mit dem Labor II wird darüber geredet, wie toll ihre Energie auf der Bühne war und sie werden gefragt, wie dieses spürbare gegenseitige Vertrauen der Spieler*innen entstanden ist.
Danach gibt es das heiß ersehnte Abendessen: Die Wohnküche serviert Chili sin Carne mit einer Limonade der Wahl. Guten Appetit!
Bei der Performance “Fühlt sich an wie Treibsand” vom UnruhRgebiet beobachten wir dann zwei Spielerinnen, die sich auf verschiedenste Arten näher kommen und distanzieren: Mal als Vater/Kind, mal als getrenntes Pärchen, dann wieder als Freund*innen versuchen sie, ihre Beziehung zu erhalten – was hält Menschen zusammen? Aus wie vielen Whatsapp-Nachrichten besteht eine Freundschaft? Lässt sich eine zerrissene Beziehung durch Klebeband wieder kitten? Mit selbst geschriebenen Texten, selbst choreographierten Tänzen und selbst komponierten Soundcollagen zeigt das UnruhRgebiet uns eine sehr persönliche Performance. Danke, dass ihr das mit uns teilt!
Im Nachgespräch dazu wird dann lebhaft über die verschiedenen Rollen diskutiert: Wann waren die Spielerinnen Vater und Kind und wann nicht mehr? Muss es eine klare Lesart der Rollen geben? Die Teilnehmer*innen tauschen sich rege aus – auch über das Format UnruhRgebiet an sich: Woher nehmen die fünf Teilnehmer*innen die Motivation für ihre Arbeit? Beim UnruhRgebiet darf jede*r alle Positionen ausprobieren: Wer möchte schreiben, wer spielen, wer inszenieren? Die einzige Gruppe, die ohne zuständiges Haus operiert, kann man nur für ihren Tatendrang bewundern – wir freuen uns, sie in den kommenden Jahren immer wieder beim UnruhR Festival zu sehen.
Und das war unser erster Tag – wie schön! Und jetzt ab ins Bett, um Kraft für morgen zu tanken!