Tag 3: Freitag

Den Freitag beginnen wir im Theater Oberhausen. Der ansässige Jugendclub lädt uns in ihre Werkschau von “ICH GLAUBE ES REICHT” ein, die in der kommenden Woche Premiere feiern wird. Auf einem feindlichen Planeten sollen drei Gruppen von Auserwählten den jahrhundertelangen Krieg nun endlich lösen: Die konfliktfreudigen Kämpfer*innen wollen alle als Sieger*innen aus der Schlacht hervorgehen. Und obwohl sie sich mit Schwertern und Zauberkräften gegenseitig töten wollen, scheint “sterben” für manche doch ein Fremdwort zu sein. Lustig und kurzweilig und zum Schluss dann mit einem eindringlichen Aufruf nach Frieden unterhält uns der Jugendclub mit dieser Werkschau: Ein herzliches toi toi toi für die Premiere!

Beim Nachgespräch kommt die Frage auf, wie die Geschichte entstanden ist: Nach der knappen Antwort “Irgendwie” wird es dann doch noch ausführlicher. Das Album Chordata Bytes I von Imogen Heap fungierte als Leitfaden: Zu Songs wurden Geschichten geschrieben und szenische Ideen ausprobiert. Zum Abschluss wird einem der Spieler ein Ständchen gesungen, da er heute Geburtstag hat. 

Nun steht uns eine längere Zugfahrt bevor: Von Oberhausen rüber zum KJT in Dortmund. Dort werden wir glücklicherweise wieder vom Mittagssnack begrüßt: Es gibt Nudelsalat!

Der Jugendclub des KJT spielt anschließend “bodybild [and now i’m gonna roll myself in glitter and roll down that hill wie eine nuss im herbst]”. Die Spieler*innen beschäftigen sich mit den vielen Urteilen, Vorschriften und Idealen, die auf Körper angewendet werden: Sei schön, sei aber nicht eitel, sei groß, aber nicht zu groß, sei schlank, aber nicht dürr. Die Spieler*innen tanzen und reden sich durch diese Konflikte hindurch. Nach anfänglich viel Humor in Bezug auf absurde Körpervorstellungen wird es nach und nach immer verletzlicher und komplexer: Unendlich viele Vorstellungen prasseln von außen auf uns ein und werden irgendwann zu unseren eigenen Gedanken. Kann ich mich davon befreien und wenn ja, wie? Gelassen werden dabei Waffeln gebacken und gegessen.

Beim Nachgespräch herrscht eine ermutigende Stimmung: Die eigenen Erlebnisse werden ausgetauscht und die Spieler*innen erzählen, dass ihr Blick auf ihre eigenen Körper im Laufe der Probenzeit entspannter geworden ist: Der Bauch darf so viel Platz einnehmen wie er möchte. Lasst uns alle wohlwollend und freundlich mit unseren Körpern umgehen!

Im kühlen Theatercafé des KJT hat das UnruhRgebiet dann eine Schreibmeditation vorbereitet: Bei ruhiger Musik kann sich jede*r mit der eigenen Identität auseinandersetzen. Welche negativen, aber auch positiven Sachen, erzähle ich mir über mich selbst? Wer möchte, kann seine*ihre Texte auf zwei Bilder schreiben, die bei der Ausstellung am Samstag verwendet werden. Aber auch Zettel für ganz persönliche Notizen liegen bereit. Es kann hilfreich sein, das eigene Selbstbild aufzuschreiben – um es sich entweder bewusst zu machen und bei manchen Dingen auch, um sie loszulassen.

Das letzte Stück des Tages ist “Next Step! From Dystopia to Utopia” vom Jugendclub des Schauspiel Dortmund. Das Stück beginnt mit einer Anklage: Die Schule bringt einem viel bei – nur das Wesentliche scheint aus dem Lehrplan gestrichen: Wie entwickle ich ein gutes Selbstwertgefühl? Wie lerne ich, meinen Körper zu akzeptieren? Wie führe ich ein glückliches Leben? Um sich so ein glückliches Leben besser vorstellen zu können, switchen wir dann in ein Hotel und jede*r kann in eine neue Rolle schlüpfen. Wäre mein Leben als Hotelpage meine Utopie oder Dystopie? 

Im Nachgesprächs-Plenum geht es dann um die verschiedenen Vorstellungen von Utopien und Dystopien: Am Meer zu Wohnen ist für Nichtschwimmer*innen wahrscheinlich kein Lebenstraum.

Das Sahnehäubchen auf diesem wunderbaren Tag ist das Abendessen: Gnocchi mit Pilzsauce. Der Hof des KJT lädt dazu ein, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen: Es wird geschnackt und gespielt, bis sich nach und nach alle auf den Heimweg machen.