Archives Juli 2025

Tag 4: Samstag

Auf geht’s zum letzten Festivaltag!
Tag 4 hält noch einmal ein richtig buntes Programm bereit: Zwei Stücke und eine Werkschau werden gezeigt, es wird fasziniert zugeschaut, nachbesprochen, geschlemmt und am Ende natürlich gefeiert!
Den Auftakt gibt der Jugendclub vom Jungen Theater am WLT Castrop-Rauxel.
Die Truppe zeigt uns seine zweite und auch schon letzte Vorstellung von “DNA” des Dramatikers Dennis Kelly. In dem Stück geht es um eine Gruppe Jugendlicher, die es mit den „Dazugehören-Mutproben“ bis zum Äußersten treibt und verzweifelt versucht mit den tödlichen Konsequenzen umzugehen. Um ihre Schuld zu verstecken, spinnen sie ein Netz falscher Fährten. Verantwortungslosigkeit wird zur Waffe, die Freundschaft in Misstrauen verwandelt. Ein intensiver Plot, den die Spielenden überzeugend in Szene gesetzt haben und dafür in gebührend Applaus baden dürfen. Im Anschluss gibt es ein interessantes Nachgespräch mit viel Respekt für die Auswahl dieses heftigen Stückes und den Mut, es auf die Bühne zu bringen.


Während bisher alle Stücke auf der großen Bühne des Theaters gezeigt wurden, darf das Publikum am Nachmittag ins Foyer 3, die kleinere Bühne unterm Dach, hinaufsteigen. Dort zeigt das Unruhrgebiet die Werkschau ihrer Stückentwicklung “unertragbar” – und das gleich zwei Mal. Das UnruhR-Publikum passt einfach nicht auf einmal in den Zuschauerraum. “unertragbar” handelt von Kleidung, Bügelbrettbäuchen, Autoritäten und der Frage: “Wie viel ist dein Outfit wert?” Dabei sucht Adam nach Eva und findet nur eine Schaufensterpuppe, die Spielenden tummeln sich auf Kleiderhaufen und dann ist da irgendwie noch diese Stimme, die einem sagt, was mensch zu tragen hat und was nicht. Das Unruhrgebiet begibt sich auf die Suche nach sozialen Funktionsweisen von Kleidung, ihrer Bedeutung für unsere Identität und utopischen Orten.

Den Abschluss der diesjährigen Darbietungen bildet das Stück „nicht allein | nem egyedül | not alone | yalnız değil | no solo“ des Jugendclubs “Die Positronen” vom Schauspiel Essen. Die Positronen beschäftigen sich mit der Frage, ob unser Leben vorgezeichnet ist oder inwiefern wir es selbst gestalten können. Dabei gehen sie von alten Mythen aus, die in der Geschichte der Menschheit einflussreich waren. Das Stück bewegt die Hauptfrage, ob wir einem vorgeschriebenen Skript folgen und was Rebellion in diesem Rahmen bedeuten kann. Es geht um Mut, Freundschaft, die Kraft der Musik, aber auch die Angst davor, man selbst zu sein.

Können wir unser eigenes Schicksal bestimmen? Die Positronen beschäftigen sich mit der Frage, ob unser Leben vorgezeichnet ist oder inwiefern wir es selbst gestalten können. Dabei gehen sie von alten Mythen aus, die in der Geschichte der Menschheit einflussreich waren. Sind sie es auch noch in der Gegenwart? Die antiken Moiren sind ohnehin keine allmächtigen Göttinnen, sondern Schhicksalsschwestern. Sie verwalten als zentrale Figuren ein System, das sie selbst nicht erschaffen haben und müssen sich an dessen Regeln halten. Als das fünfte Element die Erde besucht und die Menschen neu kennenlernt, sieht es, dass sich diese in einem scheinbar festen Skript verlieren. Durch die Begegnung werden manche von ihnen aufgefordert, die Dinge zu hinterfragen. Sie werden sich der Fesseln ihres vorgeschriebenen Lebens bewusst und fangen schließlich an, dagegen zu rebellieren. Dabei merken sie, dass sie nicht allein sind. Was sie verbindet? Mut, Freundschaft, die Kraft der Musik, aber auch die Angst davor, man selbst zu sein.

Und am Ende darf natürlich ein gemeinsamer Abschluss nicht fehlen. Im Opernfoyer werden die letzten Nachgespräche geführt und ein Grußwort zum Ausklang des Festivals gesprochen, es wird ein letztes Mal das wunderbare Catering der Bochumer Wohnküche im Hof und im Garten genossen, wir sitzen zusammen und quatschen und feiern und dann gibt es Tanz und Karaoke in der Kantine!

Tag 3: Freitag

Nach erfolgreicher Anreise der Jugendclubs aus allen Ecken des Ruhrgebiets hält der Freitag als erstes eine Darbietung aus Oberhausen für die Festivalbesucher*innen bereit: Die Stadtbühne 2 zeigt uns ihr selbst entwickeltes Stück “Filming Nimmerland”, in dem es um eine desolate Quiz-Show und das Thema Erwachsenwerden geht. . Im Nachgespräch wird klar, wie witzig, turbulent und clever das Publikum die Geschichte und ihre Darstellung fand und wir erfahren, dass alle drei Oberhausener Stadtbühnen sich diesmal im November mit derselben Überschrift auf den Weg gemacht hatten: “Peter Pan”. Kein Wunder also, dass wir es bei der Hauptfigur mit “Katinka Belle” zu tun hatten!


Am Nachmittag geht es nach einer Pause mit leckeren Bowls und etwas Ausruhen im Sonnenschein in die zweite Runde der Workshops. Alle Teilnehmenden haben heute die Chance, den Nachmittag mit einem zweiten Thema rund um’s Arbeiten auf der und für die Bühne zu verbringen.


Ganz oben unterm Dach treffen sich unter der Leitung von Bühnen- und Kostümbildnerin Christina Hillinger alle, die sich für Figuren und ihre Kostüme interessieren. Unter dem Motto “GeStalten_was ein Kostümbild alles kann” werden Figurencharaktere entworfen und mit den Möglichkeiten von Bekleidung und anderer Textilien lebendig gemacht.
Passend zum Thema “Speak Up, Make Noise & Get Moving” trifft sich Danny Friedrichs Workshop im Orchesterprobesaal, um das Sprechen und Bewegen als Gruppe zu erforschen – im Chor, durcheinander, versetzt, jedenfalls immer mit Spaß und Raum für die eigene Stimme!
Im Opernfoyer findet nach einer spannenden Einführung ins Arbeiten mit Figuren und Texten eine kleine Szenen-Werkstatt statt. Unter der Leitung von Regisseur Luis Luin Koch widmen sich kleine Gruppen dem Thema “Regie – die Kunst der Kommunikation” und erforschen die Fragen, wie ein Bühnentext zu einer spannenden Szene werden und wie dabei die Kommunikation zwischen Regie und Spielenden gut genutzt werden kann.
Und schließlich wird die Bühne des Foyer 3 beim Workshop “Raum – Objekt – Szene” so richtig aufgemischt: Gabriel Schunck öffnet den Raum, um mit Gegenständen, Materialien, Körpern, Musik und Worten zu experimentieren. Ausgehend von dem, was schon im Raum ist, werden Szenarien und ganze Welten durch die Kraft der Behauptung entworfen und die Teilnehmenden verwandeln die kleine Bühne unterm Dach in ein wahres Wunderland an Bildern und Szenen. 


Am Abend gibt’s dann die zweite Vorstellung des Tages: “Betonklotz 2000” vom Jugendclub am KJT Dortmund. Die Titelfigur in diesem Stück von Jona Rausch ist kein Mensch, sondern ein Hochhauskomplex. Der Theaterabend erzählt seine Geschichte und die der Menschen, die hier leben und aufwachsen – der “Klotzkinder”. Berührend wird hier das Leben im Betonklotz in Freundschaft und Solidarität dargestellt. Die Geschichte zeigt Figuren, die mit dem Traum von einer hoffnungsvollen Zukunft der sozialen Ungleichheit die Stirn bieten und das Publikum zeigt sich im Nachgespräch sehr berührt von diesem poetischen und kraftvollen Entwurf, den der Jugendclub des KJT bei allen bitteren Anteilen auf die Bühne gebracht hat.