HAUPTSACHE UNRUHR!

Vom 12.-16. Mai tauchen wir erneut in den blauen Schein unserer Handys, Computer und Laptops ein und feiern gemeinsam fünf Tage lang das beste Festival der Welt: Unruhr! Elf Jugendtheatergruppen aus dem Ruhrgebiet, die unendlichen Weiten des Internetzes und Du – auf der Suche nach Kunst, Community und neuen szenischen Orten.

Wir sehen uns im Netz

Nachdem Unruhr 2020 als eines der ersten Festivals in den digitalen Raum gezogen ist und diesen erfolgreich bespielt, geformt und erkundet hat, geht es dieses Jahr in die zweite Phase: Hauptsache Unruhr! Mit einem geballten Jahr an neuer Erfahrung und steilen Lernkurven mit Pixeln und Netzwerken, mit Videokonferenz-Tools und digitaler Vernetzung sind wir selbstbewusster als jemals zuvor auf allen Bildschirmen unterwegs. Egal ob online Proben oder Mikro-Gruppen, wir haben uns dieses Jahr gesehen, geprobt, ausprobiert und getüftelt, bis die Netzteile funken sprühten. Und jetzt wartet das größte und beste Erlebnis: Ein Festival ganz für uns, für euch, für dich. Endlich sehen wir uns wieder, verquatschen uns wieder in der Pixelkitchen, spielen gemeinsam Spiele, werfen Nudeln an die Wände und lassen so viel ­Emoji-Konfetti über die Geräte flirren wie wir können – weil wir es können! Unsere Gehirne sind vernetzt, unsere Neuronen blitzen und unsere Finger sind warm-getippt. Kopfhörer gecheckt, Filter anprobiert, virtuelle Hintergründe perfektioniert. Wir sind hier, wir machen Theater, wir gehören zusammen, ein ganzer Pixel-Pott. Sei bereit für feinste Live-Vernissagen, Installationen, Instagram-Happenings, Morgensport und neue Hör-Realitäten.

Wie und wo und was im Netz?

Der Instagram-Account (@festivalunruhr) bündelt als zentrale Plattform die verschiedenen Kanäle und dokumentiert durch die Beiträge in einer Art Gesamtkunstwerk die unruh(R)igen fünf Tage. In Discord ist das Festivalzentrum verortet und lädt dazu ein, sich kennenzulernen, zu spielen und im Austausch zu bleiben. Ein Herzstück des Festivals ist wie in den Vorjahren, so auch in der alternativen Digital-Version die Teilnahme an den Workshops, deren Leitungspersonen sich in ihren Vermittlungsformaten genauso breit aufstellen, wie die Gruppen mit ihren theatralen Fragmenten: egal ob liebevoll per Hand geschriebene Briefe, ausgefuchste Live-Performances auf Telegram, Bewegung im digitalen Raum, HipHop Podcast oder neue Transitions lernen, bei den Pixelpieces ist alle möglich. Im Open Pixel wird das Festival reflektiert und als Abschluss wird natürlich auch eine wahnsinns Pixel-Party gefeiert.

Digitale Gemeinschaft ist auch auch dieses Jahr der Kern des UnruhR-Festivals! Wir viben auf allen Kanälen gemeinsam – und darauf kommt es an. Austauschen, inspirieren, auftanken, loslassen. Digitales Theater bietet die Chance, unmittelbar zu kommentieren, zu verlinken, zu teilen. Das haben die Gruppen in zahlreichen Angeboten und künstlerischen Aktionen aufgegriffen und einige Formate laden zur Aktivierung und zum Mitmachen ein, teilweise auch über die Grenzen des Bildschirms hinaus. Umso wichtiger ist es, immer wieder zusammenzukommen und sich selbst mitzuteilen. Es wird immer wieder den Raum geben, das Erlebte gemeinsam zu verarbeiten und im direkten Gespräch miteinander aufeinander zu reagieren.

Alle Beteiligten des UnruhR-Festivals hinterlassen in den Weiten des Internets ein paar Spuren, definieren den abstrakten Raum mit und stellen Fragen zu der Welt, wie sie gerade ist, wie sie sein kann und wie wir sie uns wünschen!

Die Antragstellung wechselt pro Spielzeit und in diesem Jahr liegt sowohl diese Aufgabe als auch die Autor*innenschaft des Eröffnungstextes beim:

Theater Dortmund

Was ist das UnruhR-Festival?

Das Festival UnruhR wurde 2002 von den Theaterpädagog*innen Bernhard Deutsch (Theater an der Ruhr) und Martina Droste (Theater Dortmund), ins Leben gerufen. Die Intendant*innen des Theater an der Ruhr, Theater Dortmund, Kinder- und Jugendtheater Dortmund, Schauspielhaus Bochum, Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel, Theater Oberhausen, Schauspiel Essen, Theater Duisburg  waren damit einverstanden, die Inszenierungen dem ausrichtenden Theater kostenlos zur Verfügung zu stellen und so die Finanzierung zu sichern. Das Festival wechselt dabei jährlich den Veranstaltungsort oder wird als Wanderfestival ausgerichtet.

Durch das Festival wurde jungen Theatermenschen, die erste Erfahrungen im Spiel gesammelt haben, die Möglichkeit gegeben, sich zu vernetzen. Gemeinsames Ziel war und ist es, den jungen theaterspielenden Menschen auf kurzem Weg den Austausch zu bieten, sich gegenseitig in ihren verschiedenen künstlerischen Ansätzen in kompletten Inszenierungen oder Werkschauen als Chance für Weiterentwicklung zu erleben, sich zu stützen, zu respektieren und ohne Konkurrenzdruck ein WIR im Ruhrgebiet bei allen Unterschieden aufzubauen. In seinem inhaltlichen Ansatz wurde UnruhR immer weiter entwickelt, ohne seine Grundsätze zu verlassen: keine Auswahljury, kein Preis, kein Wettbewerb, sondern Austausch zwischen den 100-150 Theaterspielenden stehen ganz im Mittelpunkt.

Die Arbeiten der vergangenen 18 Jahre spiegeln eine intensive Auseinandersetzung mit brennenden Themen wie eigene Identität, Suche nach mehr Freiheit oder Übernahme von Verantwortung im gesellschaftlichen oder auch ganz persönlichen Bereich wider.

Jedes der Theater ist mit einer Aufführung vertreten. Die unterschiedlichen Arbeits- und Präsentationsformen werden sich gegenseitig gezeigt und vorgestellt, und dann das analysierende Gespräch über die Aufführungen und das Theatermachen gesucht. Im Laufe der vier Tage ist von Minute zu Minute ein immer intensiveres Miteinander zu spüren, eine starke gemeinsame Freude an dem Austausch.

Zudem finden immer mehrere Workshops statt, in denen professionelle Theatermacher*innen, den teilnehmenden Jugendlichen Raum geben, sich in den unterschiedlichsten theatralen Formen selbst auszuprobieren. Ein Festival ganz im Sinne der Theaterpädagog*innen der Theater des Ruhrgebiets, deren gelungene, jahrelange Zusammenarbeit sich in UnruhR manifestiert.

Wer dabei war, gehört auch noch Jahre später dazu – es geht bei allem Anspruch und auch harter Auseinandersetzung familiär zu. Viele der Teilnehmenden aus den ersten Jahren sind inzwischen professionelle Schauspieler*innen, Dramaturg*innen, Regisseur*innen, Künstler*innen oder haben einen der vielen anderen Theaterberufe ergriffen.

Es gab in den vielen Jahren viele Krisen zu überwinden – in den entscheidenden Momenten fanden sich immer die, die dann eine Schippe drauf legten. Das gemeinsame Ziel, die Durchführung des Festivals, stand über allem.

Dabei sein ist alles.

Bernhard Deutsch

Bernhard Deutsch war 26 Jahre Hauptschullehrer im sozialen Brennpunkt. Er gründete das Theater im Keller Trier mit Hauptschüler*innen und arbeitslosen Jugendlichen. Seit 1998 ist er Theaterpädagoge am Theater an der Ruhr und hat 24 Stücke mit jungen Menschen in deren hoher Eigenverantwortung erarbeitet. Außerdem ist er Mitgründer des Festival UnruhR.