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Tag 2: Donnerstag

Der Donnerstag beginnt mit der Vorstellung des Mülheimer Jugendclubs Labor 1: “Was wir dachten, was wir taten” zeigt eine Geschichte rund um das Thema Mobbing und die entstehenden Gewaltspiralen im Schulkontext. Im Zimmer der 10c schreibt die Klasse gerade die letzte Matheklausur des Schuljahres, als plötzlich der Schulalarm ertönt und kurz darauf eine bewaffnete Person das Klassenzimmer stürmt. Was zuerst aussieht wie ein Amoklauf, entpuppt sich als eine punktgenaue und brutale Abrechnung mit der Klasse und ihrem Lehrer. Die Bedrohung ist eine Person aus den eigenen Reihen, die die dunkelsten Geheimnisse und Verletzungen aller Anwesenden kennt. Im Nachgespräch erzählt die Gruppe, wie sie von der Romanvorlage zum Stück gelangt ist, welchen Probenrhythmus es gab und was besonders herausfordernd bei der Umsetzung der erschütternden Szenen war. 

Nach dem leckeren Mittagessen von Pippos Wohnküche treffen sich alle wieder im Hof und brechen mit ihren jeweiligen Workshop-Leitenden auf, um sich für drei Stunden einem ihrer Wunsch-Themen zu widmen, von Profis zu lernen und sich auszuprobieren.
Die angebotenen Workshops decken die unterschiedlichsten Bühnenberufe ab und reichen von Regie und Schauspielerei über Bühnen- und Kostümbild bis hin zu Songschreiben und Tanz im öffentlichen Raum. Dabei sind die Orte so vielfältig wie die Themen und im ganzen Theater verteilen sich singende, tanzende, tönende und sprechende Grüppchen. Und auf dem Platz vorm Theater gibt es sogar eine Performance im Rahmen des Workshops von Camila Scholtbach-Sanchéz “Auf der Suche!”, in dem die Teilnehmenden tänzerisch die Frage erforschen, wie sich der Körper im öffentlichen Raum bewegt. Mit Arman Marvani (“dein Couseng”) werden die Grundlagen des Rappens und Texteschreibens vermittelt und die Teilnehmenden verfassen einen eigenen Song, den sie dann sogar aufnehmen können.
Mit den Schauspieltechniken nach Tschechow beschäftigen sich die Spielwütigen im Workshop des Schauspielers Christian Zell, der eine kurze theoretischer Einführung in die Tschechow’schen Ideen  gibt und dann den Raum für körperliche Bewegung und die Verbindung mit der eigenen Fantasie und Ausdruckskraft öffnet. 

Nach einer wohlverdienten Pause mit kulinarischer Stärkung und Sonnengenuss im Garten freuen sich alle auf die zweite Vorstellung des Tages: Der Jugendclub 16Plus des Schauspiels Dortmund zeigt “Under Pressure – Zukunft war gestern”. Das selbst entwickelte Stück fokussiert sich auf den Druck, mit dem wir angesichts des Weltgeschehens, der sich häufenden Naturkatastrophen und weiter wachsenden Machtungleichheiten aufbaut. Vor diesem Hintergrund hat das Ensemble die Fragen erforscht “Wer will ich wirklich sein? Was passiert mit uns? Mit unserem Klima, unserer Politik? Und warum tut niemand irgendwas?” Beim Publikumsgespräch wird klar, wie sehr das Thema einen Nerv trifft und die Zuschauenden teilen ihre Eindrücke und Gedanken zum Thema ebenso wie ihre große Wertschätzung für die gelungene Umsetzung auf der Bühne. 

Tag 1: Mittwoch

Es beginnt!
Schon den ganzen Tag werden im Duisburger Theater Orte vorbereitet, die in den kommenden Festivaltagen Stücke, Workshops, Mahlzeiten und Gespräche beherbergen werden. Nachmittags ist alles bereit und die ersten Spielwütigen trudeln ein. Aufregung liegt in der Luft, suchende Blicke, Wiedersehensfreude, Lachen, verwirrtes Herumlaufen, verhaltene und stürmische Begrüßungen und bei einigen auch schon das erste Lampenfieber.
In der Kassenhalle geht’s erst mal zum Check-In und alle bekommen ein kleines Willkommensgeschenk: UnruhR-Beutel und -Trinkflasche. Und die Info, welche der eigenen Workshop-Wünsche in Erfüllung gegangen sind.
Nach dem Ankommen, Hallosagen, Merch Abholen und Workshops Auschecken dürfen sich alle auf der großen Bühne einfinden. Sie wird der Hauptspielort für die Stücke der kommenden Tage sein wird. Für’s erste gibt es hier jedoch die freudigen Willkommensworte des Duisburger Teams: Theaterpädagogin Katharina Böhrke, Theaterreferentin Britta Fehlberg und Schauspiel-Intendant Michael Steindl heißen alle Teilnehmenden herzlich willkommen. Ebenfalls vor Ort ist die Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn, die eine wertschätzende und ermutigende Rede ans junge Theatervolk richtet. Doch wer sind nun diese 130 Menschen, die da im Publikum sitzen? Neben der Vorstellung des Orga- und Media-Teams sowie der Awareness-Crew zeigen sich alle Spielclubs inklusive ihrer Spielleitungen einmal bei der großen Vorstellungsrunde.

Nach der feierlichen Eröffnung gibt es das erste Stück zu sehen: Das Ensemble des Duisburger Jugendclubs Spieltrieb zeigt „Verzehrt“, eine Eigenproduktion unter der Leitung von Leonie Rohlfing. Das Stück setzt sich auf sensible, schmerzhafte und manchmal auch grotesk witzige Weise mit dem komplexen Thema Essstörungen auseinander und hinterlässt ein berührtes Publikum.

Nach Ende des Stückes geht es kurz an die frische Luft: Die Bochumer „Wohnküche“ erwartet das Festivalpublikum mit leckeren veganen Snacks, die bei Sonnenschein im Garten hinterm Theater genossen werden.
Als letzter Punkt steht das Nachgespräch zu „Verzehrt“ auf dem Programm, in dem das Ensemble erzählt, wie es zuammengefunden hat, wie geprobt wurde und was die Herausforderungen der Arbeit am Stück waren. Und dann gibt es noch eine Menge Rückmeldungen, interessierte Nachfragen und ganz unterschiedliche Beobachtungen, die das Publikum mit den Spielenden und miteinander teilt. 

Und so ist mit dem ersten gemeinsamen Abend ein wunderschöner Einstieg ins Festival gelungen und alle machen sich beseelt und in freudiger Erwartung des nächsten Tages auf den Heimweg.